Einen Sozialkundeunterricht der besonderen Art gab es an der Gutenbergschule zu erleben: Der Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog besuchte die Klassen 11a und 11b und stand den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort. Sozialkundelehrer Uli Houtmann hatte den Besuch Herzogs organisiert.
Herzog, der seit 1998 für die SPD den Wahlkreis Kaiserslautern in Berlin vertritt, erzählte den Schülern erst einmal, wie er zur Politik gekommen ist. Er habe schon als junger Mensch gemerkt, dass man etwas tun müsse, wenn man in der Gesellschaft mitbestimmen wolle. Ganz konkret ging es um einen Jugendraum in Harxheim, seiner Heimatgemeinde. Nur über die Mitarbeit und Engagement in politischen Gremien und Parteien, in der Kirche, in
Verbänden kann man auch mitbestimmen, wie die Gesellschaft aussehen solle. Damit verband Herzog mehrmals im Gespräch den Wunsch an die Jugendlichen, sie mögen sich informieren, Zeitung lesen und sich in die Gesellschaft einbringen. „Wenn man mit etwas nicht einverstanden ist, muss man sich engagieren, entweder in einer Partei, der Kirche oder einer Umweltorganisation zum Beispiel“, sagte Herzog. Die Fragen der Schüler waren weit gespannt.
Dabei ging es um die lokale, „kleine“ Politik:
„Warum fahren abends keine Busse mehr?“ Es ging um die große, globale Politik, um die US-Wahlen, um Russland und die Türkei. Herzog wich keiner dieser Fragen aus und bezog
persönlich Stellung. Er stellte klar, dass bei Trump, Erdogan und Putin bedenkliche Vorstellungen von Demokratie bestehen.
Natürlich stellten die Jungen und Mädchen auch Fragen zur Flüchtlingspolitik in Deutschland. Herzog erzählte, er sei selbst ein Kind von
Flüchtlingen. Sehr persönlich schilderte er, wie seine Eltern aus dem damaligen Königsberg und aus Danzig nach dem Krieg fliehen mussten, sich in einem Lager in Kiel kennenlernten und über
schwierige Umwege in der Pfalz landeten.
Dieses Schicksal erleiden heute noch viele Menschen auf der Welt. Jeder, der Krieg und Gewalt erlebt, möchte davor fliehen.
Kriminelle hätten selbstverständlich keine Recht, in Deutschland zu wohnen, aber alle, „die
Zuflucht suchen, Hilfe brauchen, denen werden wir helfen“, betonte Herzog sein humanitäres Konzept. Herzog gelang es, die jungen Menschen
zum Fragen und Zuhören zu bewegen; er machte sehr anschaulich mit vielen biografischen Erlebnissen seine politischen Anschauungen deutlich, ohne auf die Schüler beeinflussend zu wirken. Er
wolle den Schülern auch zeigen, sagte er am Schluss der Sozialkundestunde, dass Politiker Menschen seien wie „du und ich“.
Diesen Menschen und seine Politik haben die Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule Göllheim hautnah in Sozialkundeunterricht der
besonderen Art kennenlernen dürfen.
M.Matheis 2016